Übersicht Reiseberichte
Ausgangsbetrachtung
Bambushütte im Meer vor dem Pangandaran Nationalpark im Süden Javas
Megastaus auf West-Java
Indonesien/Lombok/Senggigi 3.1.2014
Baumriese in den Botanischen Gärten Kebun Raya in Bogor
Es war der Tag der Abreise aus dem unerträglichen Jakarta. Kurz vor 10 Uhr am 29. November kamen der Chauffeur und mein Guide ins Hotel, um mich für die Reise von West nach Ost auf Java abzuholen. Wir schossen einige Erinnerungsfotos und schon ging die Fahrt los. Ich hoffte auf eine Entspannung des Verkehrs nach dem Verlassen des Umkreises der Hauptstadt, was sich leider als Irrtum herausstellte. Da das Wochenende vor der Tür stand, zog es viele Menschen in das Umland, und die Straßen waren voll. Der lange Arm Jakartas reicht bereits bis ins südliche Bogor, unserem ersten Reiseziel. Die Anreise dauerte mehr als eine Stunde und ich erfuhr während der Fahrt, dass es in Jakarta an die vier Millionen Autos und sieben Millionen Motorbikes geben soll. In Jakarta und Umland wohnen rund 30 Millionen Menschen, wovon ungefähr zwei Drittel täglich ein- und auspendeln. Das bedeutet, dass hier laufend etwa 20 Millionen Menschen in Bewegung sind, eine unvorstellbare Zahl. Jetzt wunderte mich gar nichts mehr.

Bogor ist eine für Indonesien kleinere Stadt mit vielleicht knapp einer Million Einwohnern. Sie liegt zwar nur auf einer Höhe von 290 Metern, hat aber ein kühleres und weit angenehmeres Klima als Jakarta.
Orchideenhaus im Botanischen Garten von Bogor
Angeblich gibt es hier mehr als 320 Gewitter im Jahr. Wir wollten die berühmten Botanischen Gärten, die als Kebun Raya bekannt sind, besuchen. Diese grüne Lunge von Bogor erstreckt sich auf einer Fläche von 87 Hektar und stammt ursprünglich noch aus den Kolonialzeiten. Im Nordwesten des Parks liegt der Sommerpalast des Präsidenten, der ursprünglich in den Jahren 1870 bis 1942 als offizielle Residenz der niederländischen General-Gouverneure diente. Wir fuhren am Palast unmittelbar vorbei ohne anzuhalten. Auf der riesigen Rasenfläche vor dem Gebäude grasten ganze Herden von weiß-geflecktem Rotwild, die den Gärtnern das Rasenmähen ersparten. Im Inneren befindet sich die große Kunstsammlung von Indonesiens erstem Präsidenten Sukarno.

Der Eingang in die Gärten war wenig aufregend. Ein mächtiger Baum mit hohen seitlichen Wurzeln und ein kleiner See mit dem Präsidentenpalast dahinter fielen mir als erstes auf. Nahe dem Palast steht das kleine Denkmal eines deutschen Botanikers und Mitbegründers der Gärten. Die Entwicklung einer Reihe von Kultur- und Nutzpflanzen nahm hier durch niederländische Botaniker ihren Ausgang.
Landeplatz des Präsidentenhubschraubers von George W Bush im Jahr 2006
Auch heute noch ist das Areal ein wichtiges Zentrum der botanischen Forschung in Indonesien. Es ist schwer, einzelne Höhepunkte herauszustreichen, zumal in den Gärten mehr als 15.000 Arten von Bäumen und Pflanzen wachsen und angeblich mehr als 400 Arten von Palmen, die vereinzelt bis an die vierzig Meter hoch werden können. Es gibt Agaven, die zur Herstellung von Tequila verwendet werden, sehr schöne Kakteen im mexikanischen Sektor, ein Orchideenhaus und Teiche mit riesigen Wasserlilien von über einem Meter Durchmesser. Leider fiel meinem Führer nicht sehr viel zu den Gärten ein, sodass ich mir selbst ein Bild machen musste. Als der amerikanische Präsident George W Bush im Jahr 2006 Indonesien besuchte, waren die Botanischen Gärten das einzige Besichtigungsprogramm des Staatsoberhauptes. Die Gärten sind zwar sehr schön, doch aufgrund des massiven Lobes im Reiseführer und meinen zahlreichen Besichtigungen von anderen Gärten, war ich in Summe vergleichsweise ein wenig enttäuscht.

Puppenherstellung aus Holz im Wayang Golek Workshop in Bogor
Danach fuhren wir durch die ebenfalls vom Verkehr geplagte Stadt und hielten beim auffälligen Kujang Monument. Die Säule trägt an der Spitze die indonesische Waffe „Kujang“, ein sichelähnliches Gebilde. Dahinter steht ein neues Hotel, wo wir nach einem Zimmer fragten. Es war alles ausgebucht. Das war kein sehr guter Start. Zuletzt schleppte mich der Guide zu einer „Puppenfabrik“ in einem Hinterhof etwas außerhalb des Zentrums. Es hatte stark zu regnen begonnen, daher verzögerte sich unser Eintreffen zunächst ein wenig. Die Fabrik entpuppte sich als kleine Werkstätte, die sehr schöne Masken und Puppen herstellte. Leider war der Inhaber sehr lästig und versuchte mir ständig den Kauf einer Puppe aufzudrängen. Als ich energisch verneinte, war er in der Folge sehr unfreundlich und ich war froh, diese Touristenfalle wieder verlassen zu können. Die erste Hotelsuche gestaltete sich tatsächlich sehr schwierig, da aufgrund des anstehenden Wochenendes bereits 90 Prozent der Zimmer belegt waren. Auch musste ich meinen Leuten erst klar machen, dass ich nicht in jeder miesen „Bumse“ absteigen würde.

Ciburial Teeplantagen, Gunung Mas Estate am Puncak Pass
Von Bogor ging es auf dem Highway weiter Richtung Osten zum Puncak Pass. In der Zwischenzeit war mir klar geworden, dass Megastaus auf Java zum Alltag gehören, auch außerhalb von Jakarta und Umgebung. Die Insel hat eine Fläche von 126.650 Quadratkilometern und es leben geschätzte 140 bis 150 Millionen Menschen auf Java. Auf keiner anderen Insel der Welt leben mehr Menschen. Die Bevölkerungsdichte liegt bei mehr als 1000 Einwohnern je Quadratkilometer und ist eine der höchsten der Welt. Ich habe noch nirgends auf der Welt so viele Menschen auf einem Fleck gesehen wie auf Java und speziell in Jakarta. Da ist es niemals still und der Verkehr ruht ebenfalls nie. Das auf Dauer zu erleben, empfand ich als nicht sehr angenehm. Auf der Autobahn boten Motorbike-Taxis eine schnellere Weiterfahrt um 200.000 bis 300.000 indonesische Rupiah (knapp 2 Euro) nach Puncak an. Das bedeutete, sein Auto abzustellen und mit dem Bike schneller ans Ziel zu kommen, eine echt perverse Inszenierung. Lange Zeit begleitete mich auf der rechten Seite in der Ferne der auffällige Vulkankegel des Salak Mountain. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass in den Nationalparks des Landes im Dschungel immer wieder Menschen umkommen. Diese Leute wissen nicht, wie sie dort überleben können, wenn sie ohne Führer unterwegs sind.

Aussichtspunkt am Puncak Pass
Nachdem wir die Autobahn verlassen hatten, ging es auf einer schmalen und schlechten Landstraße weiter. Eine Stadt reihte sich an die nächste, es gab kein unbewohntes Umland. In einem Restaurant, an dem wir kurz hielten, stand ein Weihnachtsbaum bei brütender Hitze am Eingang. Am Fuße des Puncak Passes liegen auf sanften Hügeln die satten hellgrün leuchtenden Teeplantagen von Ciburial. Das Grün der Teeblätter faszinierte mich immer wieder aufs Neue und wir streiften durch das Gelände. Von Gipfel des Passes stießen sich die Paragleiter ab und landeten später auf den Wiesen neben den Plantagen. Die Gegend war ein Erholungsgebiet für die Menschen aus den Städten und dementsprechend war auch viel los. Ein kleiner Teich mit einem Bach, Gänse, Hühner, eine Fischzucht und kleine Naturhütten zum Übernachten waren hier zu finden. Überall saßen Menschen herum und aßen.

Wir setzten unsere Auffahrt zwischen Teeplantagen und terrassierten Feldern fort. Der 1.500 Meter hohe Pass ist Teil einer der einzigartigsten Landschaften im Westen Javas. Leider waren die Bedingungen rundherum mit den Verkaufsbuden, hässlichen Hotels und Restaurants nicht sehr angenehm.
Blick vom Abflugplatz der Paragleiter
Am Wochenende ist der Andrang so stark, dass auf der Autobahn sogar ein Fahrverbot für Busse besteht. Doch bereits der Blick vom ersten Aussichtspunkt ins Tal und zu den in der Ferne liegenden Vulkanbergen entschädigte für Vieles. Eine kleine Straße führt weiter zum Abflugplatz der Paragleiter. Wir gingen weiter und unterhalb sah ich die Passstraße sich auf die Anhöhe heraufschlängeln. Am Hang steht eine große Moschee, ein perfektes Fotomotiv. Den allerbesten Rundblick genoss ich von der Startrampe der Paragleiter aus. Dort verbrachte ich eine ganze Weile und beobachtete die Starts und Landungen. Mancher Start musste noch vor dem Abheben abgebrochen werden, wenn sich der Schirm nicht richtig entfaltet hatte. Auch Tandemflüge waren zu sehen. Später brachte mich der Guide in ein hässliches Restaurant mit gutem Ausblick und schlechtem Essen. Ich saß alleine am Tisch, weil den beiden Schnorrern das Essen hier offenbar zu teuer war, aber für mich war es recht, so ihre Einstellung. Den Herrschaften fehlte jedes Einfühlungsvermögen, was in Asien für mich allerdings keine Neuigkeit darstellte.

Cismun Wasserfall in den Botanischen Gärten von Cibodas
In der Gegend gibt es auch eine arabische Enklave und teils waren auch Araber aus anderen Ländern zu sehen, die hier auf Frauensuche unterwegs waren. Diese unangenehmen Typen fuhren meist mit protzigen schwarzen Autos umher und benahmen sich sehr schlecht. Ich fragte, wie denn die Frauen hier auf so ein mieses männliches Verhalten einsteigen können. Die Antwort lautete, wie zu erwarten war: Geld! Diesen Wesen ist nicht zu helfen.

Wir verließen die Passhöhe in Richtung Cibodas zu den Botanischen Gärten. Die schönen Gärten (Kebun Raya Cibodas) liegen in einem Tal und stellen eine Erweiterung der Gärten in Bogor dar. Sie liegen auf teils steilen Hängen in einer Höhe von rund 1.400 Meter und gehören zu den feuchtesten Gegenden auf Java. Der kleinere Cibogo Wasserfall befindet sich etwa auf halbem Weg im Park neben einem Bach mit einer kleinen Brücke. Zum beeindruckenden Cismun Wasserfall führt ein schmaler Weg durch Bambuswälder entlang steiler Abhänge mit rund einer halben Stunde Gehzeit.

Steinbruch am Weg nach Bandung
Es war schon fast 16 Uhr nachmittags und der Tag noch lange nicht zu Ende. Wir bewegten uns wieder bergab in Richtung Cianjur, wo viele Reisfelder liegen. Vorher kamen wir beim Präsidentenpalast in Cipanas vorbei. In der Abendsonne leuchteten an meiner Rechten schöne Berg- und Hügelketten. Die beiden Herren bekamen Hunger und wir legten eine kurze Essenspause ein. Der Verkehr blieb äußerst dicht, was mich zunehmend nervte. Es war keine Besserung in Sicht, da wir uns Bandung einer riesigen Stadt näherten. Ein kleines Highlight gab es noch. In der Ferne war der Überrest eines Berges zu sehen, an dem Bergbau betrieben wurde. Das sah ziemlich skurril aus. Der Rest der Fahrt nach Bandung entwickelte sich überaus anstrengend, da ein durchgehender Stau bis in die Stadt vorhanden war. Die Luft- und Staubbelastung erreichte gesundheitsschädliche Höchstwerte. Trotzdem saßen die meisten Menschen am Straßenrand neben oder in ihren auf die Verkehrsseite offenen Häusern. Erst gegen 20 Uhr fuhren wir in der Stadt ein. Danach begann die mühevolle Hotelsuche, da viele Hotels voll ausgelastet waren.

Stau am Parklatz neben dem Krater vom Tangkuban Parahu Vulkan nördlich von Bandung
Im Ballungsraum von Bandung leben mehr als sieben Millionen Menschen und die Stadt war nach den schönen Naturerlebnissen rund um den Puncak Pass wie die Faust aufs Auge. Verstopfte, verdreckte Straßen, eine Luft zum Schneiden und Menschenmassen wohin man auch immer schaute. Das kannte ich bereits aus Jakarta und der Cocktail schmeckte mir auch in Bandung nicht. Vor meiner Reise hatte ich mit der Insel Java ganz andere Dinge in Verbindung gebracht, als ich jetzt vorgefunden hatte. Bandung befindet sich auf 750 Meter Seehöhe und die Holländer wälzten vor dem Zweiten Weltkrieg Pläne, es zur Hauptstadt zu machen. Der namhafteste Eintrag in die Geschichtsbücher gelang Bandung als Gastgeber der Asien-Afrika Konferenz im Jahr 1955. Der Vorteil der Stadt liegt darin, dass sich in unmittelbarer Nähe zahlreiche großartige Sehenswürdigkeiten befinden.

Ungefähr dreißig Kilometer nördlich von Bandung liegt der Tangkuban Prahu Vulkan. Das Zentrum des Vulkans war schon vor Jahren unter der Last der Asche und des Gerölls eingestürzt. Aus diesem Grund weist er anstelle der üblichen kegelförmigen Gestalt eine flache längliche Spitze mit einem gewaltigen Einsturzkrater auf.
Der beeindruckende Krater des Tangkuban Parahu Vulkans
Der Berg ist 2.076 Meter hoch und gut mit dem Auto zu erreichen. Wir fuhren am Sonntag, den 1. Dezember in der Früh los, und landeten sogleich einmal im Stau. Die Verkehrsverstopfungen gab es in alle Richtungen, es war einfach schrecklich. Am Weg liegt die ehemals für ihre Resorts im Hügelumland bekannte Kleinstadt Lembang. Heute ist der Ort mehr ein landwirtschaftliches Zentrum, wo Gemüse und Früchte angebaut werden. An den zahlreichen Verkaufsbuden sah ich Unmengen von Kaninchen sitzen. Mein Guide erklärte mir, dass diese einerseits verspeist und andererseits als Haustiere gehalten werden. Die Straße führte stetig bergauf vorbei an einem Föhrenwald bis zur Verkaufsstelle für die Eintrittskarten. Eigentlich unglaublich, für den Besuch eines Vulkans, Geld zu verlangen. Aber in Indonesien ist nichts gratis, jede Kleinigkeit muss abgegolten werden. Sogar, wenn man von einem Parkplatz heraus fährt, gibt man selbst ernannten Parkwächtern einen kleinen Geldschein.

Oben am Parkplatz war es recht kühl und leider sehr neblig.
Am Kraterrand des Vulkans wurden sogar Pferderitte angeboten
Auch Regen kündigte sich an. Wie zu erwarten war, tummelten sich die Massen am Rande des abgegrenzten Geländes. Der gewaltige Krater liefert eine beeindruckende Ansicht. Der grünliche giftige Kratersee schimmerte dann plötzlich in leichtem Sonnenlicht nach oben und seitlich strömten Schwefeldämpfe aus dem Boden. Der letzte große Ausbruch war im Jahre 1969 erfolgt. Wir befanden uns auf 1.830 Meter Höhe. Wie bei allen großen Touristenfallen hatten auch hier die lästigen Verkäufer Hochbetrieb. Man konnte sogar auf kleinen Pferden reiten auf dieser Höhe. Später begann es zu regnen, und wir fuhren wieder in Richtung Tal, während sich weiterhin Massen von Fahrzeugen bergauf quälten.

In Lembang machten wir kurz Halt bei einem Erdbeerland. Ich erhielt ein Fruchtgetränk und spazierte durch die Anbauflächen. Die Erdbeeren schmeckten köstlich. Es begann heftig zu regnen, was angesichts des neuerlichen Staus kein besonderes Problem darstellte. Als wir nach Bandung kamen, war es wieder trocken und wir besuchten die „Jeans Street“, die Cihampelas Road. In dieser Straße stehen inmitten der Verkehrslawine einige Shopping-Center mit diversen Lokalen, Boutiquen und allerhand Kitsch. Weihnachten war auch hier nicht zu übersehen.
Erdbeerland in Lembang
Wir suchten nach einer Landkarte von Java, was nach ein paar Anläufen gelang. Die Karte war riesig und leider wenig detailliert, aber so war das nun einmal in Indonesien. Danach hatte ich Hunger und setzte mich in eines der vielen Essenslokale.

Wie schon in Thailand musste ich auch in Indonesien mein Visum im Immigration Center verlängern lassen. Bei Einreise erhielt ich ein 30-tägiges Visum on Arrival, das einmal um weitere 30 Tage verlängert werden konnte. Bandung schien mir der richtige Platz, diese eher unangenehme Aufgabe anzugehen. Das Gebäude war gesteckt voll mit Menschen, wobei der größte Andrang bei den Passneuausstellungen zu verzeichnen war. Im Visa-Bereich war weit weniger los und so kam ich auch bald an die Reihe. Leider ging es nicht sofort wie in Krabi, und ich musste meinen Pass dort lassen und zwei Tage warten. Es blieb unklar, wozu diese zwei Tage für das Amt dienten. Für mich war es wieder einmal nicht mehr als sinnlose Willkür und Zeitvergeudung für beide Seiten.

Savoy Homann Hotel in Bandung
Da wir nun schon einmal in der Stadt waren, machten wir uns auf die Suche nach den spärlichen Sehenswürdigkeiten. Vom Null-Kilometerpunkt gingen wir die zentrale Asien-Afrika Straße Richtung Westen. Da stand die alte Druckmaschine der ersten Zeitung neben der Straße und ein Stück weiter beeindruckte das alte Savoy Homann Hotel mit einer Art-déco Fassade. Das Konferenz Museum widmet sich der Asien-Afrika Konferenz des Jahres 1955. Gegenüber sind einige sehr gut erhaltene alte Lager- und Warenhäuser aus der holländischen Kolonialzeit zu sehen. Am auffälligsten und bereits von der Ferne sichtbar sind jedoch die beiden rund fünfzig Meter hohen Türme der Agung Moschee. Ich betrat das Areal und blickte mich um. Im ebenerdigen Gebetsraum saßen und lagen auf Teppichen einige Gläubige. Manche lasen auch Zeitung. Mit einem Lift fuhr ich den Ost-Turm hinauf, nachdem ich vorher ordentlich zur Kasse gebeten worden war. Bandung versank wie fast alle Städte in Java im Smog und die Fernsicht war nicht sehr gut. Doch ich konnte auf die unten liegende Kuppel der Moschee, den Westturm und den Straßenverlauf der Stadt blicken. Sonst war nicht viel zu erkennen.

Blick auf den Westturm der Raya Bandung Moschee
Ein Stück im Norden liegt die Braga Road, eine Art Künstlerviertel mit Bars, Kaffeehäusern und ein paar interessanten Gebäuden. Ich setzte mich in eines der Internet-Lokale und versuchte meinen Computer zum Upload der Fotos zu bringen. Aber auch hier klappte das Vorhaben nicht. Das Internet in Indonesien ist sehr schwach. Ein heftiges Gewitter brach los. Da ich meine Bilder mit dem Upload nicht sichern konnte, besorgte ich mir später in einem Kaufhaus eine kleine tragbare Speicherplatte und ein Ladegerät für mein Mobiltelefon, da mit der Stromspannung Probleme aufgetreten waren.

Einige Kilometer nordöstlich vom Tangkuban Prahu Vulkan liegt Ciater, ein Dorf umgeben von Teeplantagen und einer Teefabrik in der Nähe. Auf mittelsteilen Hügeln breiten sich die herrlichen Teepflanzen aus und versetzen die Gegend in ein saftiges Grün. Ich konnte einige Teepflücker bei der Arbeit beobachten. Anders als in Sri Lanka arbeiteten hier auch Männer in den Plantagen. Ein Arbeitertrio mit Sonnenhütten wie ich sie aus Vietnam kannte, trug eine Pflückmaschine über die jungen Triebe. In einem mitgeführten Sack wurde das Schnittgut automatisch gesammelt.
Teeplantagen im Norden von Bandung
Ich war mir nicht ganz sicher, ob diese Methode wirklich zielführend ist. Leider lag auch auf den kleinen Pfaden zwischen den Teestauden viel Müll herum. Die Erdbeerverkäufer hatten diesmal Glück bei mir. Ich nahm ihnen zwei Packungen frischer roter Beeren ab. Wir fuhren zwischen sanften leuchtenden Teehügeln die gewundene Straße bergab bis zur Teefabrik. Sie liegt auf 1.100 Meter Höhe und ist über eine sehr schlechte Straße zu erreichen. Auf Wunsch erhielt ich eine Führung durch das Areal und die Fabrik. Zunächst sah ich einen großen Holzlagerplatz zur Befeuerung der Trocknungsanlagen. LKWs liefern die frischen Triebe in Plastikfässern an und eine Förderanlage bringt sie weiter zu den großen länglichen Containern im Inneren der Fabrik. Der Tee wird dort nach der Anlieferung ca. 12 Stunden getrocknet und dann geschüttelt. Das zerkleinerte Teepulver wird über Hitze getrocknet und in weiteren Schritten bis zur Verpackung in große Säcke vorbereitet. Am Schluss trank ich ein paar kleine Schalen, die mir gut mundeten. Natürlich wollte man mir wieder etwas verkaufen, was ich aber mit dem Hinweis auf meine weitere Reise ablehnte.

Trockencontainer in der Teefabrik Perkebunan in Ciater
Nach dem Besuch der Fabrik ging es die romantische Landstraße wieder bergauf. An einem kleinen landestypischen Rastplatz nahmen wir in einer Art erhöhten Schilfhütte am Boden Platz und genossen die Aussicht. Wir blickten direkt in die vor uns leicht abfallenden Hügel der Teeplantagen. Danach fuhren wir zurück nach Bandung in ein Restaurant. Wie üblich ließen mich die beiden Begleiter alleine sitzen. Das war für mich mit der Zeit sehr unangenehm und zeugte von ihrer Ahnungslosigkeit im Umgang mit Menschen.

Als letzten Programmpunkt hatte mein Guide den Besuch einer Vorführung des Saung Angklung im Osten von Bandung vorgesehen. Das Angklung ist ein traditionelles indonesisches Musikinstrument aus Bambus. Das Melodieinstrument besteht aus zwei bis vier seitlich beweglichen Klangkörpern, die in einem hölzernen Gestell aufgehängt sind. Am unteren Ende werden die Klangkörper aus Bambus in Langlöchern eines Bambusrohrs geführt. Diese Schule in Bandung besteht schon seit dem Jahr 1966 und hat eine lange Tradition. Sie ist nicht nur eine Stätte der Ausbildung, sondern auch ein Theater, um diese Kunstform zu präsentieren.
Saung Angklung Vorführung mit Musikinstrumenten aus Bambus in Bandung
Die Vorführung begann mit einer Darbietung kostümierter Holzpuppen. Es folgten Tänze mit bunten Fahnen und Masken. Die Kleidung der Protagonisten, die teils noch Kinder oder Jugendliche waren, sprühte vor Farbenfreude. Später erhielt jeder Besucher ein Angklung mit einer Nummer und der Meister auf der Bühne inszenierte nach einigen vorbereitenden Übungsrunden ein gemeinsames Konzert aller Gäste. Die Nummer auf dem Instrument bedeutete einen bestimmten Klang, der zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erfolgen hatte. Wir spielten ein paar Welthits durch, die jeder kennen musste. Das war schon ein bemerkenswertes Erlebnis. Der Klang dieses Selbsttöners gefiel mir gut. Das Hauptevent stellte für mich der Auftritt des Angklung Orchesters dar, welches sensationell aufspielte. Als Abschluss wurden alle Gäste eingeladen, auf der Bühne gemeinsam zu den Klängen der Angklungs zu tanzen. Leider gab es während der Vorführung einen Wolkenbruch, der die Stimmung ein wenig beeinträchtigte.

Der Lärm und die schlechte Luft in Bandung hatten mir bisher ziemlich zu schaffen gemacht, und daher war ich froh, dass unser Abreisetag gekommen war.
Reisfelder am Weg nach Pangandaran
Jetzt musste nur noch die Verlängerung meines Visums klappen. Es ging dann zwar nicht so schnell, wie ich vorher gehofft hatte, aber nach eineinhalb Stunden Wartezeit hatte ich es in der Tasche. Ich hatte es erfolgreich bis 22. Jänner 2014 verlängern können. Die Ausfahrt aus der Stadt war mühsam, doch später ging es auf einer brauchbaren Schnellstraße vorerst ganz gut voran. Wir gerieten in eine Polizeikontrolle, aber die Papiere waren in Ordnung, und wir konnten sofort weiter fahren.

Für die Anreise nach Pangandaran, das im Süden Javas an der Küste liegt, hatte mein Guide sechs Stunden oder mehr eingeplant, es stand somit ein harter Reisetag am Programm. Auf beiden Seiten lagen Hügel- und Bergketten und zunehmend tauchten wieder Reisfelder auf. Die Straße verengte sich, wurde kurvenreicher, nur der Verkehr blieb massig. In dieser Region sind aufgrund des Klimas alle 110 Tage Reisernten möglich, somit drei Ernten pro Jahr. Nach etwas mehr als der Hälfte der Fahrtstrecke machten wir in der Gegend von Tasikmalaya Mittagspause in einer dieser „Schilfhütten“, wie ich sie nannte. Das sitzt man auf einem erhöhten Sockel am Boden direkt vor dem niederen Tisch.
Absolut notwendige Bauarbeiten an den erbärmlichen Straßen nach Pangandaran
Ich fand es nicht sonderlich bequem, aber die Menschen in Indonesien sind da eben anderer Meinung. Auch die Tischsitten sind nach unseren Maßstäben rüpelhaft. Es wird teils mit den Fingern gegessen, gerülpst und gespuckt, dass es eine Freude ist.

Es begann kurz zu regnen. Später passierten wir die schöne saubere Stadt Ciamis, die mir sofort positiv auffiel. Kurze Zeit danach erreichten wir Banjar, wo unsere Fahrtrichtung von Osten nach Süden drehte. Nach dieser Kreuzung war auf einmal auch die Landschaft viel attraktiver, was mich besonders freute. Wir legten einen Fotostopp bei ein paar sehenswerten Reisfeldern vor einer Hügelkette ein. Es war zwar eine Spur weniger Verkehr im letzten Reiseabschnitt, dafür war die Straße teils nur mehr eine Rumpelpiste oder Baustellenbereich. Als wir in Pangandaran einfuhren, war es bereits dunkel. Auch im Ort waren die Straßen streckenweise ordentlich heruntergekommen. Nach mehreren Anläufen fand ich schließlich ein passendes, ganz neues Hotel, das noch gar nicht richtig eröffnet hatte. Bis in den späten Abend wurde da noch gearbeitet und Lärm verbreitet.
Schulklasse am Weg zum Green Canyon
Im Gegenzug erhielt ich einen Einführungspreis und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass auch das Internet funktionierte, was mein Guide in diesem Ort als schwierig prognostiziert hatte. Das „neue“ Hotel wies Baumängel auf, dass ich nur so schaute. Es gab Nassflecken, tropfende Klimaanlagen und eine Unzahl völlig unbrauchbarer Einrichtungsgegenstände. Andererseits wieselten am Areal so viele hübsche junge Mädchen herum, dass ich wieder einen positiven Ausgleich fand. Es gab zweifelsohne mehr Angestellte als Gäste in diesem Haus, denn ich war in der ersten Nacht offenbar der einzige Kunde.

Pangandaran liegt auf einer schmalen Landenge und ist auf beiden Seiten von breiten Küstenstreifen mit dunklem Vulkansand gesäumt. An der nahen Landzunge liegt der dicht bewaldete Nationalpark. Pangandaran ist Javas erste Adresse in Sachen Strandurlaub. Schon wenig außerhalb des Zentrums ist die Küstenlandschaft auf ihre Basiselemente reduziert: ein Streifen dunkler Sand, das gewaltige offene Meer und ein sanft abfallender Horizont. Aufgrund der hohen Dünung, die gnadenlos auf das Festland donnert, ist das Badevergnügen hier sehr eingeschränkt.
Green Canyon bei Pangandaran
An einigen Plätzen gibt es sehr gute Bedingungen für das Wellenreiten. Im Jahr 2006 wurde der Ort von einem Tsunami heimgesucht, der mehr als 600 Todesopfer forderte, und mehrere Hotels zertrümmerte. Ich konnte noch die eine oder andere Hausruine aus dieser Zeit bemerken. Viele Strände sind schmutzig und ungepflegt und laden nicht zum Verweilen ein.

Am ersten Tag stand ein Ausflug zum Green Canyon am Programm. Vor der Abfahrt sah ich mich am Strand vor dem Hotel um. Man musste sich an einigen Verkaufsbuden vorbeizwängen, bis man zum Wasser gelangte, was mir nicht behagte. Es war nicht ein Strand, wie ich ihn mir zum Entspannen vorgestellt hätte. Die Straßen zum Canyon waren sehr schlecht mit riesigen Löchern und teils konnte nur im Schritttempo gefahren werden. Hier war wieder klar zu erkennen, dass Indonesien nur sehr wenig für die Touristen aber auch für die lokale Bevölkerung tut. Man braucht Geduld und einen festen Willen, wenn man diese Strapazen auf sich nimmt. Kurz blieb ich für ein Gruppenfoto an einer Schule mit Kindern in Schuluniform stehen.
Das herrliche Delta des Cijulang Rivers in der Umgebung von Pangandaran
Dann erreichten wir den Eingang zur Green Canyon Bootsfahrt. Da ich solche Wasser-Safaris schon öfter unternommen hatte, war es dieses Mal nicht die große Neuerung für mich. Jedenfalls ist der Fluss mit seiner smaragd-grünen Farbe schön anzusehen. Wir schipperten den vom Dschungel zugewachsenen Wasserlauf entlang zu einem kleinen Wasserfall und dann zum ansehnlichen Canyon. Dort war es auch möglich zu schwimmen, was ich in Anbetracht der knappen Zeit nicht vorhatte. Hätte man länger bleiben wollen, so hätte man aufzahlen müssen, wieder typisch für Indonesien. Die Bootspartien spulten das relativ lieblos ab, und mein Guide unterhielt sich ständig mit dem Bootsbegleiter und ließ mich links liegen. Dieser junge Mann hätte noch viel zu lernen. Ich bezweifelte aber, ob er es je tun würde. Nach weniger als einer Stunde war der ganze Spuk vorbei. Meine Enttäuschung war mir sicherlich anzusehen, nur meine beiden Begleiter merkten von dem rein gar nichts. Sie waren nur auf sich selber konzentriert.

Nach einer Pause fuhren wir in das herrliche Delta des Cijulang Rivers. Der Fluss ist eine Mischung von Süß- und Salzwasser und lag prächtig von Palmen und Wald gesäumt vor meinen Augen. Ich glaubte eine kurze Zeit irgendwie gar nicht, in Indonesien zu sein.

In Batu Karas sprach mich eine junge Indonesierin an
Batu Karas ist ein idyllisches Fischerdorf und ein bekannter Surfspot 32 Kilometer westlich von Pangandaran. Von einer kleinen Anhöhe aus konnte ich großartig aufs Meer blicken und traf dort auch ein paar junge Indonesier, die mit mir ein Gespräch begannen. Ein junges Mädchen war besonders interessiert. Sie sprach gut Englisch, da sie in einem Hotel an der Rezeption arbeitete. Die zwei Strände selber liegen zwar ganz nett in einer kleinen geschützten Bucht, aber hier hätte ich nicht länger bleiben wollen. So schön auch einige Ausblicke waren, mir fehlte einfach die Zubereitung des Strandlebens, wie es die Thailänder meist sehr gut verstanden hatten. Vieles war grob und zu einfach gehalten, da wollte keine Gemütlichkeit aufkommen bei mir. Zum Wellenreiten schien der Platz aber nahezu ideal, wie ich den zahlreichen Sportlern anmerken konnte. Später genoss ich an einem Stand beim Parkplatz großartig schmeckende Mangos. Beim Zurückfahren bemerkte ich erst die schönen Reisfelder auf der anderen Seite des Cijulang Rivers. Diese Flusslandschaft strahlte einen besonderen Reiz für mich aus.

Anschließend fuhren wir nach Batu Hiu, einem großartigen Aussichtspunkt über die ganze Gegend. Der Hügel teilt die Strände in einen westlichen und einen östlichen Abschnitt. Beim Aufgang erwartet den Besucher ein riesiges geöffnetes Haifischmaul, das als kurze Tunnelpassage angelegt ist.
Aussichtspunkt Batu Hiu
Die saftige grüne Landschaft am Hügel war herzerfrischend und ständig wehte eine kühle Brise Meeresluft von der See herein. Ein Fischer saß gewagt an einer hohen Klippe und wartete auf den großen Fang. Die Naturgewalten waren von oben besonders gut zu beobachten. Auf beiden Stränden herrscht absolutes Badeverbot, da die gewaltigen Wellen vollkommen unberechenbar sind. Hier könnte man ausgedehnte Strandspaziergänge unternehmen und den brechenden Wellen lauschen.

Gleich daneben am Weststrand liegt ein kleines Schildkröten-Erhaltungs-Zentrum, das mich trotz der Bemühungen meines Guides nicht zu interessieren begann. Ich wanderte lieber durch das Gebüsch vor zum Weststrand und schaute mir den Hügel und die Wellengewalt von unten an. Hinter dem Schildkrötenhaus lagen einige schöne Reisfelder, die ich ebenfalls besichtigte. Eine Bäuerin stand im tiefen Matsch eines Feldes und setzte mühsam händisch Pflanze für Pflanze in den feuchten Boden.

Der riesige Strandbogen vor meinem Hotel erstreckte sich vom Nationalpark im Osten an der Landspitze bis zum Aussichtspunkt Batu Hiu im Westen. Wir fuhren mit dem Wagen am nächsten Morgen bis fast zum Eingang des Parks und mieteten eines der zahllosen im Sand liegenden Boote für eine Fahrt um den Nationalpark. Die bunten länglichen Boote hatten alle zwei Stück etwa zwei Meter nach links und rechts ausladende Seitenkufen aus Kevlar, um in der stark wogenden See bestehen zu können.
Gewaltiger Blick vom Aussichtspunkt Batu Hiu
Ein kleines Dach schützte vor der Sonne. Nachdem ein paar Burschen unser Boot ins Wasser gezogen hatten, konnte es losgehen. Anfangs innerhalb der Bucht war das Wasser noch eher ruhig, was sich vor der Landspitze rasch änderte. Eine mehrere Meter hohe Dünung überspülte die Felsen vor der Küste und donnerte dann an Land. Wir konnten mit dem Boot überraschend nahe an die Felsen herankommen. Das Boot lag stabil im Wasser, doch die Schläge der Wellen waren gelegentlich ziemlich hart, und das Fotografieren nicht einfach. Da ich ganz vorne in der prallen Sonne saß, blieb ich trocken, während mein Guide in der Mitte des Bootes von oben bis unten angespritzt wurde.

Dann näherten wir uns dem Wasserfall des Nationalparks, der leider nur dürftig mit Wasser versorgt war. Oben an der Klippe saßen ein paar Leute und winkten uns zu, als uns die Wellen hin und her warfen. Der Steuermann hatte alles fest im Griff, er kannte hier jeden Meter. Man musste sich keine Sorgen machen. Kurze Zeit später tauchte in den Felsen ein großer Höhleneingang auf. Es gab Fischer, die konnten an diesen Stellen offensichtlich an Land gehen. Sie hatten in Felsnischen einige Dinge ihres Bedarfs gelagert und übernachteten dort manchmal im Anblick der rauen See. Von den Naturgewalten war ich überaus fasziniert, die Bootsfahrt lag voll auf meiner Linie. Plötzlich tauchte ein Felsen auf, der mit ein wenig Fantasie aus einem bestimmten Blickwinkel wie der James Bond Felsen im Süden Thailands in der Phang-Nga-Bucht aussah. In der Zwischenzeit hatten wir den Park fast umrundet und fuhren auf der Ostseite des Isthmus ein. Dort waren einige Bambushütten etwa 10 Meter tief im Wasser verankert. Die horizontale obere Fläche befand sich ungefähr zwei Meter über dem Meeresniveau. Auch hier konnten sich Fischer längerfristig aufhalten. Das musste wohl ein seltsames Gefühl sein, in so einer Hütte zu „wohnen“. Die Konstruktion schaute stabil aus, ich fragte mich nur, wie man die starken Bambusrohre in den Grund des Ozeans gebracht hatte.

Bootsausflug rund um den Pangandaran Nationalpark
Von diesem Zeitpunkt an ging es wieder retour auf die Westseite. An einem ausnahmsweise wirklich schönen Strand auf dieser Seite mit fast weißem Sand setzte uns der Bootsführer ab. Ein Begleiter holte das Boot ab und wir drangen tiefer ins Land ein. Auf einem kleinen Hügel gab es Bunker der Japaner aus dem Zweiten Weltkrieg, die auch in Indonesien ihr Unwesen getrieben hatten. So etwas hatte ich schon in Vietnam und in Thailand gesehen. Die Bunker dienten nicht nur dem Schutz, sondern waren zum Teil auch als Gefängnislager genutzt worden. Wir kletterten in ein paar Höhlen, die ebenfalls militärisch genutzt worden waren. Am Eingang des Nationalparks beim Auslauf eines kleinen Baches standen im Schatten der Bäume einige Rehe und Hirsche im Sand. Das schaute sehr ungewöhnlich aus. An einer anderen Stelle waren große Löcher im Boden zu sehen, die von den Skorpionen stammten. Leider verkrochen sich alle Tiere rechtzeitig, bevor wir sie zu Gesicht bekommen konnten. Im Wald standen auch Teakbäume. Wir stiegen den Hügel Richtung Süden hinauf und konnten von einer großen Wiese aus, einen Rundblick auf die darunterliegende Bucht genießen. Unser Führer fertigte mir eine Krone aus Blättern an, die mir perfekt passte, aber leider zu heiß war für diese Gegend. Am Schluss bekam ich eine Kokosnuss zum Austrinken, während vor meinen Augen ein zahm gewordener Hirsch durch das seichte Wasser stapfte. Des Abends saß ich mit meinem Guide im „Bamboo“ Internet-Strandcafe und wir unterhielten uns über meine weiteren Pläne in Indonesien. Im Lokal wurde eine sehr gute Küche angeboten, die ich mir reichlich schmecken ließ.

Wilde See vor dem Pangandaran Nationalpark
Für den letzten Tag vor der Weiterreise hatte ich mir eine Wanderung durch den Pangandaran Nationalpark ausgesucht. Der Park ganz im Süden der Landzunge ist eine wilde Fläche dichten Dschungels, auf der Stachelschweine, Muntjaks, Nashornvögel, Skorpione und Affen inklusive dem Java-Gibbon leben. Es gibt eine Reihe kleiner Buchten mit hübschen Stränden, doch mein vorrangiges Ziel war das Erreichen des Wasserfalls, den ich tags zuvor vom Meer aus gesehen hatte. Mein Guide hatte einen Führer bestellt, der uns am Eingang bereits erwartete. Wie sich zeigte, war er recht sachkundig und konnte sein Wissen auch gut vermitteln. Anfangs ging es gleich einmal bergauf und wir querten nochmals die Wiese, bis zu der wir schon am Vortag gegangen waren. Dann wurde der Pfad enger und natürlicher. Es lagen umgestürzte Bäume am Weg, und wir mussten kleine Bäche queren oder dem Bachlauf folgen. Es gab auch einige Stellen mit Teakholzbäumen. Diese Bäume produzieren erstklassiges Holz für eine ganze Fülle von Einsatzbereichen. Das Holz ist besonders hart, wunderschön, langlebig und extrem wetterresistent. Die Wurzel enthält Farbstoffe, die in Färbeprozessen zur Herstellung gelber und brauner Farben verwendet werden. Im Jahr 1651 bezeichnete die Niederländische Ost-Indien Company das Teakholz als grünes Gold, da der Handel damit ertragreicher war als der damals boomende Gewürzhandel.

Spektakulärer Blick in die Tiefe von der Spitze des Wasserfalls im Pangandaran Nationalpark
Es lagen auch entwurzelte Bäume im Wald, was für starke Gewalten sprach. Manchmal gab es gar keinen Pfad mehr und der Führer suchte sich seinen Weg über Felsen, Steine oder Baumleichen. Plötzlich vernahm ich Meeresrauschen. In diesem Augenblick wusste ich, dass wir dem Wasserfall nahe gekommen waren. Wir stiegen steil ab und landeten am Fuß des zu dieser Zeit nur eine geringe Menge Wasser führenden Falls. Von dieser Stelle blickte ich nun aufs Meer hinaus. Vor und unter mir krachten die Brecher gegen die Felsen und spritzten tosend in die Höhe. Von diesem Schauspiel konnte ich gar nicht genug bekommen. Es war phänomenal. Ich erinnerte mich an die Atlantikinsel Madeira, wo ich noch gewaltigere Wellen und Felsformationen erlebt hatte. Um zum Gipfel zu gelangen, mussten wir wieder steil aufsteigen, was sich allerdings wahrlich lohnte. Der Blick nach Süden und in die Tiefe war ein unvergessliches Erlebnis.

Nach einer Pause am oberen Wasserbecken setzen wir unsere Wanderung fort. Wir folgten dem Bachlauf weiter bergwärts. In kleinen Tümpeln schwammen Garnelen. Dem Führer gelang es, eine mit der Hand zu fangen. Natürlich ließ er sie wieder frei. Jetzt kreuzten Lianen, verschlungene Stammkonstruktionen und Bäume mit riesenhaften Wurzeln unseren Weg. Gegen Ende der Wanderung sah ich einen Baumstamm mit einer Art Dornenschicht und auch Mahagonibäume, die sehr beeindruckend waren. Hoch oben in den Baumkronen hörte man die schwarzen Affen herumtollen. Den einen oder anderen bekam ich auch zu Gesicht. Auf der Ostseite der Landenge erreichten wir Meeresniveau und ich sah wieder die im Meer stehenden Bambushäuser. Am weißen Strand lief ein wieselflinker ziemlich großer Waran entlang. Diese Tiere sind nicht ganz ungefährlich, wenn sie sich bedroht fühlen. Durch eine Höhle gelangten wir auf die Westseite und nach rund viereinhalb Stunden Marsch zurück zu unserem Ausgangspunkt.
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